Re: MTB-Workshop in Winterberg / Dirt-Masters
von Helius » Sa 3. Mai 2014, 18:10
Ein Festival wird erwachsen
Das iXS Dirt Masters Festival in Winterberg gibt es nun bereits seit 2007 und geht damit in sein achtes Jahr. Es hat sich stetig weiterentwickelt und wurde so zu Europas größtem Gravity Festival. Allerdings gibt es bei dieser Entwicklung auch Begleiterscheinungen, die so nicht unbedingt gewollt sind.
Als im Jahr 2007 das Konzept eines europäischen Mountainbike Festivals mit Schwerpunkt Downhill, Fourcross und Slopestyle das erste Mal umgesetzt wurde, waren die Beteiligten von der Resonanz überwältigt. Der Bikepark Winterberg und das Mountainbike Rider Magazine hatten zwar eine genaue Vorstellung von dem was da angefangen wurde und das Potential für eines der größten Mountainbike Festivals war auch klar zu erkennen, aber dass man sich so schnell etablieren konnte war bemerkenswert. Bereits im ersten Jahr konnte mit iXS die wohl engagierteste Marke im Gravity-Bereich als Namensgeber gefunden werden und somit war der Weg für eine lange Zukunft geebnet, schließlich sind die Schweizer bekannt für ihre dauerhaften Partnerschaften. Auch die Stadt Winterberg konnte von Anfang an von dem Konzept überzeugt werden und die Verantwortlichen haben sich seit dem immer hinter diese Veranstaltung gestellt.
Nun ist das Festival fest etabliert und man könnte schon fast davon reden, dass es erwachsen geworden ist. Mit dem Alter wird man ruhiger, sagt man, aber genau da gibt es in Winterberg eine Entwicklung, die die beteiligten Parteien etwas mit Sorge betrachten. In sportlicher Hinsicht ist dieser Ausspruch des Ruhigerwerdens sicherlich nicht anstrebenswert und das letzte Jahr hat auch gezeigt, dass man dies beim iXS Dirt Masters nicht beobachten kann. Aber abseits der Rennstrecke wäre es wünschenswert, wenn nicht ausgerechnet das Gegenteil zu erkennen wäre. Das Niveau der Teilnehmer hat sich in den letzten Jahren enorm gesteigert und somit auch der professionelle Auftritt. Umso weniger verwundert es, dass die Protagonisten dieses Events sich zu Wort melden und mehr Ruhe und auch Ordnung einfordern. Wer an einem Rennen oder Contest teilnehmen will, der hat schon länger gemerkt, dass zumindest das Fahrerlager direkt am Festivalgelände nicht der beste Ort ist, um die notwendige Ruhe zu finden. Natürlich fanden auch die Organisatoren es in den ersten Jahren normal, dass der ein oder andere bei solch einem Anlass auch mal über die Stränge schlägt. Leider ist dies aber nicht mehr nur bei Vereinzelten zu beobachten, mittlerweile ist der chaotische Faktor so weit gestiegen, dass dieses Thema quasi omnipräsent ist, auch wenn es freilich nur eine Minderheit ist, die sich nicht benehmen kann.
Bei einer solchen Großveranstaltung sind natürlich im Vorhinein extrem viele Gespräche mit allen Beteiligten und in Mitleidenschaft gezogenen zu führen. Alljährlich gibt es Abstimmungstermine mit Polizei, Ordnungsamt, Sanitätsdienst, Feuerwehr, Security, dem Tourismusbüro, dem Bikepark, der Organisation, Straßenverkehrsbehörden etc. und immer wieder versucht man mit immer mehr Maßnahmen es für die Unbeteiligten ringsherum erträglich zu gestallten. Es gibt Anwohnerversammlungen, um auch auf diese doch allzu verständlichen Anmerkungen einzugehen. Aber es sind eben nicht mehr nur die Unbeteiligten, denen es einfach zu heftig wurde. Auch diejenigen, die die direkten Folgen auszubaden haben, sei es die Bikepark Crew, die anschließend in tagelanger ekliger Arbeit unzählige Kubikmeter Müll zusammenlesen oder diejenigen, die Seitens ihres Amtes wieder einmal schützend ihre Hand über die Veranstaltung gelegt haben und sich anschließend wieder dafür rechtfertigen müssen, zu einem Zeitpunkt, wenn die Übeltäter schon gar nicht mehr wissen, was sie wieder angestellt haben. Aber ja, was haben sie eigentlich angestellt, so dass es immer mehr Security, immer mehr Maßnahmen und Auflagen geben muss, um die Existenz des Festivals zu sichern. Hauptsächlich geht es um das Benehmen, die Lautstärke, die Störung der Nachtruhe, Krawall und das vermüllte Hinterlassen der genutzten Flächen.
Die Infrastruktur des Bikeparks und der umliegenden Flächen wurden immer perfekter für diesen Anlass. In diesem Jahr gibt es einen neuen Lift, die Ausstellerflächen wurden in der Vergangenheit immer weiter befestigt, die Strecken werden für die Rennen speziell präpariert und glänzen immer in einem optimalen Zustand, die Flächen des Fahrerlagers wurden erneut hergerichtet, die Caterer geben sich extrem viel Mühe auch niveauvoll und in einer großen Bandbreite die Versorgung anzubieten und natürlich sind alle Beteiligten interessiert, eine schöne Atmosphäre zu schaffen. Die Anstrengungen sind also enorm und somit wird es in diesem Jahr auch weitere Maßnahmen geben, um etwas Ruhe und Ordnung einkehren zu lassen, ohne dass der Spaß verloren gehen soll. Natürlich ist ein Festival ein eher extremer Anlass, zu dem auch die nötige Stimmung gehört. Unserer Meinung nach gehört dazu nicht, dass Minderjährige betrunken sind, dass manch einem schon vor dem Mittag die Fähigkeit der normalen Fortbewegung abhanden gekommen ist und auch nicht, dass anderen der wohlverdiente Schlaf geraubt wird, dass fremde Sachen beschädigt werden und dass jeglicher Respekt verloren geht. Und im Übrigen, auch die Austeller, die das Herzstück des Festivals sind, möchten ihre Produkte nicht Betrunkenen und lautstark Grölenden präsentieren. Viele von ihnen haben dies in der Vergangenheit schon als grenzwertig empfunden. Bitte respektiert den Aufwand, der von den Firmen betrieben wird. Eine schöne Atmosphäre kann auch gesittet sein, ein bisschen Punk gehört dazu, aber man kann sich auch kultiviert daneben benehmen.
In den früheren Jahren haben sich die Verantwortlichen im Vorbeigehen über die Vorkommnisse der letzten Nacht ausgetauscht, im letzten Jahr war dafür bereits ein tägliches längerdauerndes Krisengespräch notwendig. Darauf haben wir einfach keine Lust.
Die Maßnahmen um dem oben Beschriebenen und nur von einer kleinen Minderheit der Besucher verursachten Problemen entgegen zu wirken, werden insbesondere auf den Campingplätzen spürbar. Wie bereits beschrieben, wurden die Flächen erneut hergerichtet und sollen anschließend auch noch genau so aussehen. Zu den bisher bestehenden Campingmöglichkeiten, dem Fahrerlager am Festivalgelände und dem etwas entfernten leisen Fahrerlager, wird es nun noch ein Familienfahrerlager geben. Dieses wird vom Besitzer der Flächen selbst verwaltet und kann nur von Familien, insbesondere mit kleinen Kindern genutzt werden. Es herrscht dort eine vorzeitige strikte Nachtruhe und Betrunkene möchte man da erst recht nicht sehen. Das Familienfahrerlager liegt am Sahnehang etwas weiter entfernt, so dass von all dem Festival auch zu Zeiten der Konzerte nichts zu spüren sein wird. Ein etwas längerer, aber zumutbarer Fußweg muss dafür in Kauf genommen werden. Die Gebühr beläuft sich auf 25 € pro Person inklusive Duschen- und Toilettennutzung.
Das Fahrerlager LEISE richtet sich wieder insbesondere an Teilnehmer. So wie auch in der Vergangenheit wird dort auf eine Nachtruhe ab 23.00 Uhr geachtet. Probleme gab es in diesem Bereich noch nie. Vielen Dank an die Nutzer.
Die größte Veränderung wird es bei der Vergabe der Flächen in den Fahrerlagern geben. Zukünftig werden die Flächen des Fahrerlagers am Festivalgelände und des Fahrerlagers LEISE in Claims eingeteilt. Diese Claims gibt es in zwei verschiedenen Größen (1 Fahrzeug und zwei Zelte für bis zu 8 Personen sowie 2 Fahrzeuge und 4 Zelte für bis zu 12 Personen). Bei Ankunft muss eine Person seine Personalien hinterlassen und die Miete von 50 € bzw. 100 € entrichten und zusätzlich einen Pfand in Höhe von 100 € bezahlen, der bei Abreise rückerstattet wird, sofern der Bereich sauber verlassen wird. Weiterhin muss jede Person 20 € bezahlen, inbegriffen sind darin die Toiletten- und Duschcontainernutzung sowie Müllbeutel, die in den bereitgestellten Containern entsorgt werden können. Die Autos auf den Claims dürfen aufgrund von Auflagen der Ordnungsbehörden nicht mehr bewegt werden. Die Fahrzeuge müssen bis zum Verlassen des Geländes an Ort und Stelle verbleiben. Weitere Parkmöglichkeiten bietet der Parkplatz für das Fahrerlager (Parkgebühr 5 €).
Die Maßnahmen sind leider erforderlich und bedeuten natürlich auch einen Mehraufwand. Wir hoffen aber damit noch weitere Jahre das Festival durchführen zu können.